Eine Vielzahl von Entscheidungen müssen Eltern für Ihre Kinder treffen. Grundlegendes davon braucht nicht hinterfragt zu werden, weil es auf der Hand liegt: Kinder können bis zu einem gewissen Alter nicht selbst beurteilen, was sie essen und trinken dürfen, welche Kleidung sie tragen und wieviel sie schlafen müssen. Schwieriger wird es, wenn die Eltern von der Wahl stehen, etwas für ihr Kind zu tun oder zu lassen, das nicht existenziell wichtig ist – eine Aussteuerversicherung etwa oder die Anmeldung im Kindergarten. Beides kann im Hinblick auf Kosten und Nutzen durchaus kontrovers diskutiert werden.
Um noch einiges schwerer wiegen jedoch Entscheidungen, die Gewissens- und Glaubensfragen berühren. Hierzu zählt das Thema: Soll unser Kind getauft werden oder nicht? Bis vor wenigen Jahren war das keine Frage, denn in allen Christlichen Gemeinschaften ist dies seit Jahrhunderten der Brauch. Die Taufe wurde vorgenommen, weil es zum Glauben gehört, weil Johannes der Täufer es im Jordan getan hat, weil Jesus selbst sich taufen ließ, weil es normal war, weil es sich so gehört und weil alle es gemacht haben. Hat aber dieses Ritual in unserer heutigen, aufgeklärten Zeit noch einen Sinn? Oder sollte man die Kindstaufe nicht abschaffen und die Entscheidung darüber, ob und welcher Religionsgemeinschaft man angehören möchte, nicht lieber dem mündigen und erwachsenen Menschen überlassen? Für beides gibt es Argumente:
Pro
Die Taufe ist ein Ritual von nach wie vor hoher Akzeptanz und gilt in unserer Gesellschaft als Standard. Zudem wird das Kind in eine Gemeinschaft mit hochstehenden ethischen Werten aufgenommen. Gläubige Eltern möchten ihrem Kind vor allem Gutes tun. Das bedeutet für sie, es in den Schoß Gottes zu legen und ihm den Weg zu ebnen auf dem weiteren Wege des Christlichen Glaubens, es also vorbereiten auf den Glauben an Gott, auf Kommunion, Konfirmation, Firmung, Hochzeit usw.
Contra
Das Kind kann seinen Glauben nicht frei wählen, denn es ist noch nicht in der Lage, dies zu tun. Durch die Taufe wird es jedoch, wenn auch in guter Absicht, bereits in eine bestimmte Richtung „gedrückt“, nämlich hin zum Christlichen Glauben. Eine echte Wahl ist aber nur möglich nach vorheriger Auswahl unter mehreren Möglichkeiten. Wer kann schon bei der Geburt eines Kindes sagen, ob dieses lieber dem Katholischen oder dem Protestantischen Glauben angehören will? Oder ob es vielleicht doch stattdessen Buddhist, Hindu oder Mormone werden möchte?
Um diese Auswahl treffen zu können und auch andere Religionen zu beurteilen, muss ein Mensch jedoch im Regelfall erwachsen sein – das sollten Eltern bei ihrer Entscheidung bedenken.
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